Wann hast Du das letzte Mal einen Tag vom Anfang bis zum Ende wirklich ER-LEBT?
Hier auf Jersey starten wir an Tag 4 des Adlercoachings mit einem Sonnenaufgang. Das neue freie Leben muss gebührend gefeiert werden. Und während die Coachees dem neuen Tag, dem neuen Leben entgegen jubeln, schaue ich zu und bin einfach nur dankbar für das, was alles geschehen darf, wenn ein Mensch sich auf die Reise zu dem selbst gewählten Leben macht.
Wie oft fühlen wir diese Kraft des Neuen?
Gestern sprach ich mit einer anderen Coachee, die mir am Telefon sagte, es würde alles stagnieren und nichts Neues würde passieren. Dieses Gefühl kennen wir alle ganz gut. Wie oft haben wir den Eindruck alles würde gleich bleiben, die Routine uns lähmen und es würde keinen Fortschritt geben. Aber dem ist nicht so. Das Leben ist jeden Tag neu!
Das Leben braucht ganz ganz dringend Neubeginne.
Wenn wir ein Leben führen, das nicht zu uns passt, dann wird uns alles Engagement der Welt nichts bringen. Irgendwann werden wir uns eingestehen müssen, dass eine Veränderung her muss. Spätestens dann, wenn die eigenen Ressourcen am Limit sind. Die Soziologin Annelie Keil spricht in diesem Zusammenhang in ihrem Buch „Wenn das Leben um Hilfe ruft“, andernfalls von einem “ungelebten Leben“. Sie ist sich sicher: Wer sich immer wieder dem Neuanfang verwehrt, der macht sich nicht nur unglücklich, sondern auf Dauer auch krank.
Trotzdem handeln wir oft erst, wenn wir uns schon längst in einer waschechten Lebenskrise befinden. Man kann die Impulse, die uns wirklich zu einem Neuanfang bringen, grob auf zwei große Motivatoren herunterbrechen: Leid und Leidenschaft. Entweder, der Leidensdruck ist grösser als unsere evolutionär bedingte Angst vor der Ungewissheit, die ein Neuanfang mit sich bringt – oder unsere Leidenschaft für ein Ziel oder ein Traum überschattet die potenziell negativen Seiten eines Lebenswandels.
Aber vor was fürchten wir uns eigentlich? Damit etwas Neues beginnen kann, müssen wir uns von etwas Altem verabschieden. Und wir Menschen sind nicht fürs Loslassen gemacht. Wir sind Jäger, Sammler und Herdentiere – wir brauchen Gesellschaft und ein gewisses Mass an Struktur und Sicherheit, um uns wohlzufühlen. Wenn wir uns nun für einen Neuanfang entscheiden, dann müssen wir alte Muster, Träume und Werte hinter uns lassen.
Aber wenn wir einmal genauer hinsehen, werden wir feststellen, dass das Leben von Natur aus schon aus einer Aneinanderkettung von etlichen Neuanfängen und Abschieden besteht.
All das, was unser Leben heute ausmacht – sei es unsere Beziehungen, der Job oder unser Freundeskreis – haben wir, weil wir irgendwann einmal im richtigen Moment “Ja“ zu einem Neuanfang gesagt haben. Damit sind Neuanfänge etwas ganz Natürliches. Klar erfordert es trotzdem Mut, einen neuen Weg im Leben einzuschlagen. Aber wenn es uns gelingt, die Ehrfurcht vor dem Neuanfang zu verlieren und stattdessen die Chancen im Neuen zu sehen, dann eröffnen sich mitunter ganz neue Möglichkeiten.
Es ist doch so: Wir alle haben (vermutlich) nur dieses eine Leben. Und das Leben verläuft nur in den seltensten Fällen wirklich geradlinig. Vor allem die vielen Abbiegungen in unbekanntes Terrain fernab der eigenen Komfortzone machen das Leben doch aus.
Also, schau doch mal genau hin:
Auf welchen Neubeginn hättest Du so richtig viel Lust?
Dann musst Du anfangen. Atmen. Tanzen. Feiern.
Jeder Tag ist Dein Tag. Jeder Tag ist DEIN TAG.
Willkommen in der Adlerperspektive!

