Auf Jersey waren schon viele wunderbare Coachees für den Adlerflug. Ich könnte über jeden eine spannende Geschichte erzählen. Mein Schatz ist: Diese Geschichten miterlebt zu haben. Zu sehen, wie sie sich entfaltet, erleichtert und entschieden haben, künftig glücklich und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen. Immer wenn ich auf Jersey bin gehe ich an diese Stellen, gehe auf die höchsten Klippen, an denen sie ihre Adlerrede gehalten haben, zur grössten Eiche auf einem Friedhof, an der sie das Bild des Lebensbaums verinnerlichen konnten und zu den kleinen Buchten, an denen sie mit mir sassen und sehr tief über ihr Leben nachdachten. Vielleicht ist Jersey deshalb so wertvoll für mich: Es ist gefüllt mit wertvollen Erinnerungen.
Eine solche erzähle ich gerne heute. Er heisst Martino und ist ein sehr feinsinniger und ruhiger Mann, ein Herzensmensch. Zu meinem allergrössten Erstaunen passierte mit ihm auf Jersey etwas, womit ich in dieser Form nicht gerechnet hatte. Es begann schon ganz früh. Wir gingen am ersten Tag, nachdem ich ihn vom Flughafen abgeholt hatte, auf eine der Steilklippen im Norden, um die Insel und vor allem das raue, nordatlantische Meer zu betrachten. Da rannte er plötzlich los und kletterte auf einen nahen riesigen Felsbrocken und breitete die Arme aus. Ich sah es genau: Dieser Coachee wollte weit oben fliegen.

Das Coaching ging dann trotzdem noch etwas langsam und verhalten. Ganz tief drin aber reifte in Martino ein Vulkan, der am letzten Tag ausbrach, gewaltig und radikal, entschieden und waghalsig. Keine Rede hat mich jemals so berührt wie seine. Weil sie total unerwartet für mich war, weil er über sich hinaus wuchs und – explodierte. Seit diesem Moment hat sich dieser feine Mann in mein Herz gebrannt wie eine ganz besonders Juwel.
Es ist nun ein paar Jahre her. Seitdem war ich oft an der Klippe, auf der er stand. Ich musste immer lächeln. Wir haben nicht viel Kontakt, weil wir beide weiter gezogen sind in unserem Lebenslauf. Aber wenn, dann ist alles wieder¨präsent und das geht uns beiden so. Ich möchte gerne den Text von ihm teilen, den er vor einigen Tagen an mich geschickt hat.
Vor ein paar Jahren war ich, was man eine hart gesottene Führungskraft nennt – ich leistete Überstunden, ass Mittagessen an meinem Schreibtisch. „Work-Life-Balance! Was für ein Witz!“, sagte ich zu meinen Kollegen.
Bis zu einer besonderen Nacht…
Ich ging mit Freunden aus und sass plötzlich neben einem Menschen, der mich sehr interessierte. Aber wenn ich mich zu ihm drehte, um mit ihm zu sprechen…
Kam nichts aus meinem Mund.
Ich war leer. Mein Gehirn war vernebelt.
Nach all den Jahren des harten Schuftens – in der Überzeugung, dass ich so schneller zu meinem Ziel komme – war ich nur noch ausgebrannt.
Das war mein Weckruf.
Damals lernte ich eine lebenswichtige Lektion über Verhaltensänderung – man muss sich die Zeit zum Feiern nehmen.
Man kann nicht einfach weiter rennen, ohne anzuhalten, um sich zu erholen oder seine Erfolge zu geniessen – wo ist der Sinn? Das Erreichen endloser Ziele, ohne seine Fortschritte auf dem Weg zu würdigen, ist bedeutungslos. Will jemand wirklich diese Art von Leben?
Martino, nimm dir die Zeit, deine Durchbrüche zu feiern.
Nimm dir die Zeit, die kleinen Erfolge jedes einzelnen Tages zu geniessen.
„Aber was ist, wenn ich heute nichts Heldenhaftes getan habe?“, höre ich dich fragen.
An jedem Tag, an dem du gute Gewohnheiten in dein Leben integrierst, bist du fabelhaft. Jede Anstrengung, die du unternimmst, sollte anständig gefeiert werden.
Mal sehen, was die Wissenschaft dazu zu sagen hat.
Gewohnheiten beginnen sich einzubetten, wenn sie mit einer angenehmen, darauf folgenden Emotion assoziiert werden. Ganz egal, ob diese Emotion in der Gewohnheit beinhaltet ist oder du diese für sich selbst schaffst, sobald du eine gesunde Gewohnheit befolgst, selbst eine kleine, solltest du deinen Erfolg umgehend feiern.
Stanford Universitätsprofessor und Experte für Gewohnheiten B.J. Fogg machte das Feier-Konzept als Erster populär. Es ist wirklich sehr einfach…
Unmittelbar nach dem Abschluss einer gesunden Gewohnheit entsteht in deinem Kopf eine Gedankenprägung. Im Laufe der Zeit lernst du, diese Gewohnheit mit den positiven Gefühlen zu assoziieren. Keine Sorge, wenn du die positive Emotion zuerst selbst kreieren musst – letztendlich wird es eine selbstverständliche Gewohnheit werden.
Warum ist es so schwer, süchtig machende Gewohnheiten wie Drogenkonsum oder Pornos anschauen loszuwerden? Weil ein positives, kraftvolles Feedback-Gefühl umgehend danach eintritt. Diese Emotion sagt deinem Gehirn, dass es toll war, diese Gewohnheit auszuführen – Du fühlst dich glücklicher und es war sehr angenehm.
Mit anderen Worten: Du wirst für eine Gewohnheit geistig gesehen belohnt, unabhängig davon, ob diese für deine Gesundheit auf lange Sicht sehr schlecht sein könnte. So beginnst du, süchtig zu werden, da du versuchst, dieses positive Gefühl wieder und wieder zu erleben.
Wir wollen dieses Prinzip nun nutzen, um dein Gehirn umzuprogrammieren, so dass es sich bei gesunden Gewohnheiten toll fühlt – selbst bei denen, die am Anfang schmerzhaft sein können.
Sport kommt uns dabei zuerst in den Sinn. Wenn du beginnst, regelmäßig zu trainieren, fühlt die Bewegung sich an wie ein Monster, welches du jeden Morgen besiegen musst. Du empfindest Schmerz.
Aber wenn du über einen langen Zeitraum am Ball bleibst, wirst du lernen, dieses Gefühl des Schmerzes zu genießen – es wird zu einer Quelle der Freude und du wirst dich selbst dabei ertappen, wie du dich auf deine nächste Trainingseinheit freust.
Beginne mit dem neuen Ich, Martino!
Nimm dir die Zeit, nach jeder der Gewohnheiten und nachdem du dein gesamtes Ritual abgeschlossen hast, zu feiern.
Erledige das sofort nach jeder Gewohnheit und umgehend nach dem Abschließen des gesamten Rituals.
Auch wenn du am Anfang nur fünf Liegestütz machst, feiere, dass du damit begonnen und diese Liegestütze vollendet hast.
Wenn du das gesamte Ritual abschließt, feiere das Gefühl dieser Errungenschaft und bereite dich auf einen fabelhaften Tag vor!
Es ist sehr wichtig, zu feiern, sobald du die Gewohnheit durchführst, um positive Emotionen damit zu verbinden.
Merkst du, wie dein Gehirn neu verkabelt wird, Martino?
Was wird das nächste Mal passieren, wenn du darüber nachdenkst, dieses Morgenritual zu beginnen?
Du erinnerst dich an das Gefühl des Glücks. Die Erinnerung an das Feiern wird zu dir zurückkommen.
Deshalb ist es so wichtig, das Feiern wirklich einprägsam zu machen – es ist nicht nur eine Sache des Denkens: „Nun, ich stelle mich gut an“. Wenn du keine Emotion damit assoziierst, zählt es nicht als Feiern. Hinter dem Kreieren einer wirkungsvollen Feier, die deine Gewohnheiten wissenschaftlich verändern, steckt echte Wissenschaft und Kunst.
Finde heraus, was für dich funktioniert – laut mit sich selbst sprechen, sich selbst im Spiegel ansprechen, einen kleinen Tanz aufs Parkett legen oder eine andere Bewegung (denke nur an Fussballer, die ein Tor feiern)
Was wichtig ist, ist das Gefühl, das du dabei empfindest. Spürst du die Freude, die durch dich hindurch fliesst?Du hast deine Ziele trotz aller Hindernisse erreicht.
Zeit zu Feiern, Martino!
Wie kann ich meine Erfolge feiern?
Mach, was auch immer für dich am besten funktioniert, solange es wirklich effektiv ist. Stelle dir die Frage: „Glaube ich an diese Emotion? Oder schwindle ich sie mir nur vor?“
Mach‘ dir klar, dass es schon eine kleine Heldentat in sich selbst ist, sich jeden Morgen dazu aufraffen, fünf Liegestütze zu machen. Es bedeutet, dass du die Willenskraft hattest, aufzuwachen und diese fünf Liegestütze auszuführen. Das ist ein Anlass zum feiern.
Deine Aufgabe
In der nächsten Woche, jedes Mal, wenn du eine deiner fabelhaften Gewohnheiten abschliesst und am Ende des Rituals…
Feiere deinen Erfolg!
Führe es 3 Tage hintereinander durch, um erfolgreich zu sein
Das Feiern, unmittelbar nachdem Sie eine gesunde Gewohnheit ausgeführt haben, verankert eine positive Erinnerung in deinen Gedanken. Im Laufe der Zeit wirst du lernen, die Gewohnheit mit einer positiven Emotion in Verbindung zu bringen.
Sorge dafür, dass du den Nervenkitzel der Emotion in deinen Venen spürst. Teste daher verschiedene Arten des Feierns, um herauszufinden, was wirklich für dich funktioniert.
Programmiere deinen Verstand um
Merkst du etwas? Du lernst, wie du dein Gehirn neu programmieren und neu vernetzen kannst, um es dazu zu bringen, fast alles zu schaffen.
Dies ist eine der wichtigsten Fähigkeiten im Leben, die man nicht in der Schule lernt.
Unser Gehirn spielt uns die ganze Zeit Streiche.
Es geht nur darum, dein Gehirn und deine Emotionen zu meistern.
Und hartnäckig zu sein.
Martino war und ist hartnäckig am Leben, am Arbeiten UND am Feiern. Nach seiner emotionalen und lauten Rede damals auf der Klippe hatte er fünf Tage Heiserkeit, weil er alles herausgeschrien hatte. Der Knoten war geplatzt. Der Mann war frei gesetzt. Er flog. Und er fliegt noch immer.
Was für ein Glück – und ein Grund zu Feiern!
Willkommen in der Adlerperspektive.