Wie empfindest Du (ungerechte) Kritik?
Nimmst Du sie persönlich?
Bist Du lange gekränkt?
Gekränkt ist in diesem Zusammenhang der richtige Ausdruck. Wir können krank davon werden, wenn die Kritik uns trifft und in uns lange angestaute Gefühle wie Wut, Scham, Verzweiflung und Frustration auslösen.
Aber:
Die Kritik des anderen hat eigentlich nichts mit Dir zu tun. Wenn ein Mensch Dich ungerecht kritisiert dann denke an folgendes: Der Andere hält dabei gestikulierend den Zeigefinger nach vorne und die Hand wie eine Pistole. Mache diese Geste einmal jetzt, während du das liest. Siehst Du? Ein Finger weisst nach vorne, drei zu Dir.
In aller Regel hat der, der Dich kritisiert, ein eigenes Problem. Nicht selten genau das Thema, für das er Dich beschimpft. Wenn er beispielsweise sagt: „immer drängst Du Dich in den Vordergrund! Du bist so dominant“, dann meint er höchstwahrscheinlich: Ich fühle mich erdrückt und zurückgewiesen, ich hätte auch gerne mehr Raum, aber ich traue mich nicht. Um den eigenen Schmerz kleiner zu machen, muss er einen Teil seines Frusts an den an den Nächsten abgeben.
Trotzdem kann es sein, dass die Kritik Dich trifft. Vielleicht hast Du das schon öfters gehört und denkst, da könnte etwas dran sein. Dann kannst Du Dich beobachten oder die Situation geistig nochmals durchgehen. Vielleicht kann der Hinweis dann hilfreich sein. Wenn Du aber unangenehme Gefühle nach der Kritik hast und das Gefühl, das wäre keinesfalls zutreffend, dann ist es eine Projektion des anderen auf Dich.
Was aber, wenn das Gefühl weiter nagt und Du Dich nachhaltig erschüttert fühlst?
Dann ist etwas in Dir selbst nicht geklärt. Du machst Dir vielleicht schon länger selbst Vorwürfe wegen einem Thema und versuchst Dein Verhalten zu ändern. Wenn der Andere nun ins Schwarze trifft mit dem, was er Dir vorwirft, dann wäre es klug, das einmal professionell anzugehen, weil Du sonst immer wieder einen wunden Punkt zur Verfügung stellst. Denn: Der Kritiker hat gewittert, dass er dich da trifft und genau dort hin gezielt.
Kritik ist in fast allen Fällen – in fast allen Fällen! Projektion.
Niemand hat das so gut formuliert wie mein alter Freund Carl Gustav:
Wenn man sich jemanden vorstellt
der tapfer genug ist
die Projektionen seiner Illusionen allesamt zurück zu ziehen
dann ergibt sich ein Individuum,
das sich eines beträchtlichen Schattens bewusst ist
solch ein Mensch weiss, dass, was immer in der Welt verkehrt ist
auch in ihm selber ist
und wenn er nur lernt
mit seinem eigenen Schatten fertig zu werden
dann hat er etwas Wirkliches für die Welt getan
(C.G.Jung)
Wir alle weichen unserem Schatten mitunter aus und projizieren das dann gerne auf unser Gegenüber. Wenn Du das nächste Mal den verbalen Schlag in die Magengrube spürst, dann denke so: Woran leidet mein Gegenüber, dass er/sie gerade Druck an mich weitergeben muss? Eine simple Frage kann sofort Änderung bringen: „Und wie fühlst Du Dich bezogen auf dieses Thema, das Du gerade bei mir siehst“? Oder auch: „Und was löse ich bei Dir damit aus?“
Kritik kann weh tun und die daraus folgende Kränkung kann lange andauern. Es gibt sogar Kränkungen, die man nicht verzeihen will. Das ist in Ordnung so! Du bist kein (e) Heilige(r)! Du darfst gekränkt sein und das als Mauer zwischen Euch stehen lassen.
Das ist sogar sehr reif: Wenn Dir jemand schmerzhaft auf den Zehen gestanden ist, egal ob gerechtfertigt oder nicht, dann darfst Du sagen: Mit diesem Mensch will ich nichts mehr zu tun haben.
Denn: Wenn der andere eine gut gemeinte Kritik hat, dann wird er sie freundlich, achtsam und liebevoll ausdrücken, um Dir damit Hilfe zu leisten. Sagt er sie aber hart, bösartig und wütend, dann kannst Du davon ausgehen, dass sein eigener Schatten um sich schlägt. Dann geh weg von diesem Mensch. Das musst Du Dir nicht geben. Das Leben ist einfach zu kurz um es mit solchen Menschen zu vergiften.
Nimm Kritik nur an, wenn sie hilft. Den Rest kannst Du einfach an Dir abprallen lassen.
Denn: DU bist wunderbar. Vergiss es nicht.
Willkommen in der Adlerperspektive.

Das genau habe ich heute gebraucht, als ob du es gewusst hättest.
Ich danke dir, das hat mir sehr geholfen. Nadia
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