Kennst Du das auch, dass Du Dich nach „früher“ sehnst?
Dass Du meinst, dass früher alles toll war? Das Leben leicht, die Liebe noch prickelnd frisch, der Alltag noch spannend und beglückend? Also kurz: alles war besser?
In meiner Arbeit werde ich oft damit konfrontiert, dass Menschen an einen Punkt in ihrem Leben zurück wollen, an dem alles scheinbar so viel besser war. Oft auch in die Anfangszeit ihrer Beziehung, als man sich noch permanent umgarnt, viel miteinander gelacht und ständig einfallsreich vergnügt hat.
Leider ist das nicht möglich. Man wird niemals die Zeit zurück drehen können.
„Niemand kann zweimal in denselben Fluss steigen, denn alles fliesst und nichts bleibt. “ Mit diesen Worten soll der griechische Philosoph Heraklit seine Lehre zusammengefasst haben: Alles ist in Bewegung, nichts bleibt stehen.
Ist es denn so schlimm, wenn alles weiter fliesst? Welche Geschenke hast Du auf dem Weg bekommen, den Du von damals nach heute zurück gelegt hast? Wie hast Du Dich selbst weiterentwickelt? Wer war wie an deiner Seite, was hat Dich beschäftigt, was verändert, was kam neu dazu?
Und was ist geblieben?
Wir haben Werte, die ein Leben lang bleiben, sich sogar vielleicht sogar noch stabilisieren. Und Sehnsüchte, die gleich bleiben, auch wenn sie sich ein klein wenig konkretisieren oder anpassen an das, was (noch) möglich ist.
Und Orte bleiben ja in unseren Erinnerungen und real, Erlebnisse, Wegabzweigungen, Düfte, Erinnerungen, Gewohntes und Vertrautes.
In den letzten Tagen durfte ich mit meiner Freundin 30 Jahre Freundschaft feiern und in die Stadt zurück reisen, in der wir uns kennengelernt haben. Wir schlenderten zu den Orten von damals und erinnerten uns gerne an die ein oder andere Anekdote. Aber etwas Spannendes passierte uns auch: Unser Blick hatte sich verändert. Vieles, das wir damals glücklich angestaunt hatten, war jetzt irgendwie gewöhnlich. Dinge und Orte, die einen Nebel der rosaroten Verklärung hatten in der Retrospektive, waren jetzt trivial. Irgendwie auch beruhigend, weil ja auch wir uns weiter entfernt haben, älter geworden sind und auch anspruchsvoller. Sie sagte irgendwann: „Das ist wie bei uns. Auch in München ist der Lack irgendwie ab.“
Warum denn nur machen wir einen Glitzerlack über Erinnerungen?
Vor allem, weil wir damals geträumt haben. Das gilt besonders, wenn wir noch jung und voller Vorfreude waren. Auch damals lebten wir keineswegs in der Gegenwart. Vieles war zukunftsgerichtet, vieles eine Art Prognose, wie sich unser Leben wohl weiter entwickeln würde.
Wir alle träumen am Anfang einer neuen Liebe immer davon, dass es ewig so wundervoll und leichtfüssig weiter gehen würde.
Und dann kommt das Leben, der Alltag, die Pflichten, die Herausforderungen, die Schicksalswendungen, der Stress, die Abzweigungen vom Weg. Und wir verlieren dieses rosarote Bild aus den Augen, haben keine Zeit mehr für die kleinen Gesten und den liebevollen weichen Blick. Wir beginnen uns zu beeilen, uns anzustrengen, reissen uns zu oft zusammen, entfernen uns von der spielerischen Melodie.
Das geht uns allen so!
Der Lack, den wir bisweilen über Orte, Menschen, Situationen giessen, um das Schöne zu konservieren und festzuhalten, muss abblättern. Weil wir gar nichts festhalten können. Auch nicht unser Leben. Wir müssen uns wandeln, entwickeln, neue Formen annehmen, der Blick wird sich immer wieder verändern, weil die Welt sich verändert.
Kommen wir also in unser heutiges Leben: Die Gegenwart ist JETZT.
Wieviel Schönheit ist um Dich herum?
Was ist alles wunderbar in Deinem Leben?
Was betrachtest Du mit dem liebevollen, weichen Blick?
Was sind die täglichen Geschenke, die Du empfängst?
Wofür bist Du dankbar?
Ziehen wir ruhig den Lack ab. Das was darunter zum Vorschein kommt ist sowieso um einiges besser! Wir sind ja da! Wir sind am Leben! Wir sind schön! Das Leben ist gut zu uns!
Feire doch in dieser Woche einfach das, was ist.
Jede Wette: Es strahlt auch sein Wunder aus, wenn Du es als solches erkennst.
Willkommen in der Adlerperspektive.
Diesen Blog widme ich Nadia. Und unserer Stadt München. Schön, dass wir hier waren! Es ist alles viel besser geworden als in der glorreichen Vergangenheit erträumt!

Ich nutze die Vergangheit für mich heute noch, wenn ich mich aus den Sorgen, die das JETZT, also den Alltag bestimmen können.
Ich habe nicht nur das Glück, schönen Kinderjahre und Jugend im Elternhaus verbracht zu haben, sondern ich habe in meiner Erinnerung nur das, was mir Spaß gemacht hat, abgespeichert. Läuft es im Alltag nicht so rund, beame ich mich in die Vergangenheit von damals und schon geht es mir wieder besser.
Wenn ich jedoch genauer hinschaue, hatte ich damals auch meine Sorgen, doch sie waren anderer Natur, mit Liebeskummer und so.😄
Das Lebensgefühl von damals war entscheidend für mich und davon partizipiere ich auch heute noch. 😄
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