Gestern war ich gerade mit meinem Hund im Wald, als das Wetter wechselte. Wir hatten lange Tage voller Sonne und hohen Temperaturen und der zurück kommende kurze Winter war schon angemeldet. Gegen Nachmittag kam Wind auf, der bald ein lautes Brausen war und die Temperatur fiel sehr schnell. Mein Hund, eben noch frech und fröhlich auf der Jagd nach neuen Düften, kam ganz nah an mich heran und schaute mir in die Augen. Ich konnte ihn beruhigen, alles okay, wir gingen aber sehr langsam zurück und er entfernte sich nicht mehr sehr weit von mir. Der Wetterwechsel hatte ihn beunruhigt und verunsichert.
Wenn ich nach draussen schaue, fällt mir heute nicht nur der Regen auf, sondern auch das, was unser aller Leben im Moment bestimmt. Alles hat sich verändert. Alles hat sich auch – verlangsamt. Es ist still geworden im Aussen und mit ein bisschen Glück auch im Innen.
Stille, Ruhe, Langsamsein das kann Angst oder Unsicherheit auslösen in unserer Zeit. Weil wir es nicht mehr gewohnt sind, inne zu halten. Nach innen zu spüren.
Vielen macht jetzt die mangelnde menschliche, physische Nähe zu schaffen.
Deshalb ist es um so wichtiger jetzt etwas abzurufen, das wir lange verlernt hatten: wirkliche Nähe zu zeigen im Zusammenhalten. Im Gemeinsamen durch diese Zeit gehen. In der Begegnung unserer Blicke. Der Aufmerksamkeit für den anderen. Du kannst auch Briefe und Karten schreiben, Fotos verschicken, Päckchen packen mit Büchern, die Du gelesen hast und weitergeben möchtest. Oder DVD die Du gesehen hast. Oder etwas Selbstgemachtes. Die Post, unsere schöne alte Schneckenpost, arbeitet noch. Es muss nicht immer digital sein.
In meinem Dorf, hier am Ende der Welt, kochen und backen wir füreinander und hängen uns kleine Lieblichkeiten an die Haustüren. Kürzlich hat eine Nachbarin wilde Primeln auf den Feldern ausgestochen, in alte Töpfchen und Tassen gesetzt und einen Zettel daran geheftet: „La vita rifiorirà. Tieni duro! – Das Leben wird wieder blühen. Halte durch“
Sei kreativ. Zeig Nähe. Jetzt hast Du die Chance einen sehr grossen Wetterwechsel mit zu initiieren: Vom Egoismus und Profitdenken hin zur Nächstenliebe, zum Miteinander. Von Einsamsein zur Solidarität. Von Distanz zur Nähe. Von der Ignoranz zum Interesse.
Zeig diese Woche Nähe. Deinen Nachbarn, die Du eigentlich nicht kennst, deinen Arbeitskollegen, die Du vermisst, Deinen Freunden, Deiner Familie und vielleicht sogar Deinen Kunden oder Lieferanten. Zeig, dass Du ein menschliches Wesen bist. Denn wir sitzen alle im selben Boot zur Zeit.
Gemeinsam statt einsam.
In der letzten Woche las ich ein Buch, das mich auf charmante Art an die Manifesten meiner neuen Heimat erinnerte. Ich möchte das gerne mit Euch teilen. Am 1.August 1291 gaben drei Kantonsvertreter einen Schwur ab, der sie zu einer „ewigen Gemeinschaft“ vereinigen sollte.
Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern
in keiner Not und trennen und Gefahr
Wir wollen frei sein, wie die Väter waren
eher den Tod, als in der Knechtschaft leben
Wir wollen trauen auf den höchsten Gott –
Und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.
Trauen wir uns also, an der Gute zu glauben. An eine Lösung, an das Licht im Ende des Tunnels.
Und in der Zwischenzeit rücken wir näher zusammen, damit wir vor dem Sturm gewappnet sind.
Willkommen in der Adlerperspektive.
Das hat wieder einmal sehr gut getan. Danke, Nadia
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