Hast Du schon mal eine Auster gegessen?
Sie schmeckt nach – Salz. Nach Wasser. Nur ein ganz klein bisschen wie Fisch. Sie ist glibberig und sanft im Mund. Viele Menschen streiten sich, ob man sie nun kauen oder einfach ganz runter schlucken soll. Ob man Zitrone drauf träufelt. Ganz ehrlich, wenn Du Zitrone dazu nimmst dann schmeckst Du nur Zitrone. Eine Auster ist einfach ein Stück vom Meer. Es ist die „mouth sensation“, das Erlebnis wie es sich anfühlt, das Fühlen im Mund, was die Auster ausmacht. Denn eigentlich schmeckt sie nicht wirklich wie „etwas“ und trotzdem eben speziell.
Geschmack ist harte Arbeit: Damit wir wahrnehmen, wie ein Lebensmittel schmeckt, müssen wir es in den Mund nehmen und zerstören. Wir müssen beissen, wir müssen schmelzen, wir müssen es mit der Zunge bearbeiten erst dann entfaltet sich ein Geschmack.
Vor Jahren hat mir ein Barista erklärt warum Espresso in dickwandigen Tassen serviert wird: Damit der Kaffee nicht an der Zungenspitze ankommt (wie zum Beispiel Tee, aus einem ganz dünnen Tässchen… so kann sich die feine Blume eines Darjeelings bemerkbar machen, die nicht sehr aufdringlich schmeckt).
Espresso ist bitter, aromatisch, stark, geröstet, intensiv. Der gehört in den hinteren Teil der Zunge, da kann er sein Aroma entfalten.
Die eigentlichen Geschmacksorgane der Zunge sind die Geschmacksknospen. Sie liegen in den sogenannten Geschmackspapillen. Dies sind die kleinen Erhebungen, die Du auf Deiner Zunge erkennen kannst. Ein Erwachsener hat etwa 2000 bis 4000 Papillen auf der Zunge. Isst Du also eine salzige Suppe oder eine süsse Nachspeise, so werden die Sinneszellen in den Geschmacksknospen aktiviert und Dein Gehirn wird darüber informiert, wie salzig oder süss das Essen ist. Etwa die Hälfte der Sinneszellen reagiert auf alle fünf Grundgeschmacksrichtungen, die restlichen sind spezialisiert auf einen bestimmten Geschmack.
Fantastisch also was sich tagtäglich auf unserer Zunge und im Mund abspielt!
Wie alle anderen Sinne wird auch der Geschmackssinn spannend und ein absolutes Wunder, wenn man sich damit beschäftigt. Wer hätte das gedacht, dass unser Körper uns jeden Tag Abenteuer liefert! Wir müssen uns ja nur darauf konzentrieren und können jeden Tag sinnliche Erfahrungen machen – und das Beste daran – im Alltag! Denn wir alle essen und trinken ja jeden Tag! Schmecken! Ein fantastisches vielfältiges tägliches Ritual!
Riechen und schmecken liegen ja ganz nah beieinander und helfen sich gegenseitig, z.B. besonders deutlich bei der Weinverkostung.
Gerade jetzt im Herbst gibt es wieder so viel Köstliches und Wunderbares auf dem Teller, auf dem Markt, im Angebot.
In der Schweiz sagt man dann auch noch zum Geruch Geschmack. So kann es vorkommen, das jemand neben einem steht der sagt: „Du schmeckst so fein“. Mehr als einmal habe ich mich darüber amüsiert.
Aber auch in meiner englischen Wahlheimat spricht man vom „taste“ und das ist dann gleich einiges: Geschmack mit und ohne sinnlichen Geschmack, Vorlieben, Kostproben, Duft, erleben, Vorgeschmack.
Nun aber die Frage der Fragen:
Was schmeckt Dir ganz besonders gut?
Welches Gewürz findest Du unentbehrlich?
Welchen Rohstoff möchtest Du beim Kochen immer dabei haben?
Was schmeichelt Deiner Zunge?
Welcher Geschmack ist Deine liebste Kindheitserinnerung?
Welchen Geschmack kannst Du nicht ausstehen?
Und welcher Geschmack verführt Dich?
Heute gibt es ja moodfood, ein Essen, das die Stimmungslage verändert, das beruhigt, anregt, aphrodisiert… und kürzlich sagte eine Freundin, als ich ihr einen Quarkschmarrn machte, das sei „comfortfood“. Und das ist es auch. Oma-Essen…
woran erinnerst Du Dich in Bezug auf Essen, das Deiner Seele gut tut?
Ich wünsche Dir eine herrliche köstliche Woche und – streu ein bisschen Zimt drauf, das wärmt Dein Herz.
Willkommen in der Adlerperspektive!
Falls Du noch ein bisschen in den Geschmäckern schwelgen möchtest: Der Film Zimt und Koriander ist eine wunderbare Reise in diese Welt.