Gerade war der Tag der heiligen drei Könige, der 6.te Januar. Man kennt die drei Freunde, Caspar, Melchior, Balthasar, als die Drei, die Geschenke brachten, den Weihrauch, die Myrrhe, das Gold. In den letzten Wochen haben wir öfters mal über Geschenke nachgedacht…
Daraus ergab sich für mich ein genaueres Hinsehen auf etwas, das uns alle tagtäglich beschäftigt: Das Geben und Nehmen.
Meist steht Geben und Nehmen im Ungleichgewicht. Fast keine Beziehung, die ich kenne, oder die ich coachen durfte, hatte da ein ausgewogenes Verhältnis. Meistens gibt eine Seite sehr viel, die andere aber immer weniger.
Ein Mensch, der altruistisch veranlagt ist, hat oft Freude an der Grosszügigkeit. Das Geben geht für solche Menschen ganz leicht und ihr Herz ist davon erfüllt, sich zu verschenken und anderen Menschen mit Rat und Tat, mit Materiellem, aber vor allem mit der reichen emotionalen Fülle zur Verfügung zu stehen. Es fliesst aus solchen Menschen heraus, meistens deswegen weil sie einfach gerne leben und sich und anderen gerne jede Freude gönnen.
Der Empfangende ist aber bisweilen überfordert mit dieser Fülle, weiss nicht wie er es annehmen soll. Vor allem aber: Wie kann das Gegengewicht wieder hergestellt werden? Ist der Empfänger nicht grosszügig veranlagt, so wird es ihm immer schwerer fallen, angemessen zurück zu geben. Daraus entsteht ein Ungleichgewicht, das Beziehungen zerstören kann, denn der Gebende hört ja nicht auf zu liefern und der Empfangende hat schon lange genug. Psychologisch gesehen wird das gefährlich: Der Empfangende wird sich ins Gegenteil verwandeln und nicht mehr dankbar sondern genervt auf die Geschenke reagieren, weil er sich zunehmend ohnmächtig oder in der Schuld fühlt.
Wie kann man also ein Geben und Nehmen praktizieren, das für beide passt?
Zuerst einmal mit der richtigen Wahl des Partners oder der Freunde. Grosszügige Menschen, die mit grosszügigen Menschen zusammen kommen, haben viel Freude miteinander, baden gerne gegenseitig in der Fülle. Damit meine ich keineswegs das Materielle. Es ist essentiell, das beide Seiten gleichviel geben wollen und können. Das beginnt im Kleinen. In der Aufmerksamkeit, der Achtsamkeit, der Zeit, die man sich füreinander nimmt.
Vor allem aber der gelebten Wertschätzung, der gegenseitigen Toleranz.
Und ein wichtiger Faktor mit dem Gleichgewicht ist Dankbarkeit. Kultivierte Dankbarkeit macht ein sanftes Empfangen aus. Und daraus ergibt sich ganz geschmeidig und natürlich die Gegengabe.
Für diejenigen unter uns, die gerne viel geben: Ich wünsche Euch, dass Ihr ein Pendent findet, Freunde, Bekannte, Kunden, die ihre Dankbarkeit auch dadurch zeigen, dass sie gerne zurück geben und es ihnen wichtig ist, es in schönster Weise zu tun. Wie erfüllend ist es dann, gemeinsam eine schöne Basis miteinander zu feiern!
In diesem Sinne bedanke ich mich gleich zu Jahresbeginn einmal bei denen, die meine Gaben zu schätzen wissen, sie dankbar annehmen und zurück spiegeln. Das ist der wahre Reichtum: Einander sehen zu können mit all dem Schönen, was wir füreinander tun können.
Ich wünsche Euch immer viele wunderbare Geschenke, das ganze Jahr über. Und dass Eure Geschenke, sei es ein Lächeln, ein Händedruck, eine Nachricht, eine Umarmung, ein Mitbringsel, offen und leicht angenommen werden kann, voller Wertschätzung und Dankbarkeit.
Das ist das echte Glück. Teilen und mitteilen.
Willkommen in der Adlerperspektive.