Kreativ oder innovativ?
Goethe hat einmal gesagt: „Den lieb ich, der Unmögliches begehrt“.
Kreativ sein heisst: Etwas vollkommen NEUES erschaffen, etwas das vorher noch nicht da war. Kreativ heisst eigentlich: schöpferisch. Also etwas erschaffen.
Innovativ dagegen ist: Etwas, das schon da war (und sei es nur als Idee, als Konstrukt) neu entwickeln. Innovativ heisst eigentlich: erneuern.
Diese beiden Wohltaten werden oft verwechselt.
Natürlich haben wir unsere Vorlieben. Innovativ sind zum Beispiel die Tüftler und Verbesserer. Kreativ sind eher die Künstler, die einen freien Geist haben und aus dem Vollen ihrer Phantasie und auch – Spinnerei – schöpfen können.
Möchtest Du ein kleines Gedankenspiel?
Nimm Dir ein paar Minuten Zeit und notiere alles, was Du mit einem Holzlöffel machen könntest, ausser damit zu kochen oder im Topf zu rühren. Schreib auf.
Na, hast Du mehr als zehn Ideen?
Und welche ist die Wagemutigste?
Welche die Verrückteste?
Hast Du daran gedacht, ihn einzupflanzen damit ein neuer Baum daraus wachsen kann? Ihn zu zermahlen und im nächsten Kuchen mitzubacken? Dein Kaminfeuer damit anzuzünden? Ihn mit den Borsten einer Zahnbürste zu bekleben und als Kratzer für den Rücken zu nehmen? Ihn zu einem Mobile zu verarbeiten? Ihn an den Teddybären zu nähen damit dieser aufrecht stehen bleibt? Ihn anzuspitzen und Löcher in ein Stück Papier damit zu stanzen?
Kreativ sein heisst: Neue Gedanken denken.
Und das Schöne ist: jeder könnte das. Die Eingangstür zur Kreativität heisst, Deinen logischen und auch konventionellen Verstand an der Schwelle abzugeben und frei drauf los zu assoziieren.
Kreativ sein heisst: überraschen.
Der gute Karl Lagerfeld hat einmal gesagt, Kreativität sei ein Muskel, den man trainieren müsse. Bis zu seinem Tod hat Karl gearbeitet und überall her seine Inspiration geholt. Er sah ein Stück Fleisch beim Metzger in der Auslage und wollte die Struktur daraus in den Stoffen sehen, er schaute sich Architektur an und sah neue Formen, er schmeckte einen kalten Hering und setzte eine Assoziationskette in Gang, die einen geschmeidigen, grün schimmernden glatten Stoff in Bahnen um einen Frauenkörper schlang.
Kreativität hatten wir als Kinder alle. Leider hat uns die Schule in geistige Schubladen gedrängt, die Gesellschaft uns konservative und monotone Gedanken und Verhaltensmuster aufgebürdet. Viele von uns wären immer noch kreativ aber finden die neuen Sachen, Gedankenspiele, Worte nicht.
Vor etwa zwei Jahren hatte ich einen jungen Mann im Coaching, der mir ernsthaft sagte, er finde keine Worte, er wisse schon gar nicht wie das heisst, was er ausdrücken könnte wenn er denn wolle. Ich musste mit ihm das kleine emotionale Alphabet nachholen, ihn aus der Reserve locken. Er musste wieder schreien, lachen, singen, tönen und sich befreien aus dem Korsett der eigenen und fremdbestimmten Erwartungen. Heute kann er sich ausdrücken. Seine Wortspiele im SMS die er mir gelegentlich zukommen lässt, sind amüsant und eigenwillig, frech und neu. Ich liebe es.
Du kannst Deine Kreativität neu beleben. Jederzeit. Eins der effektivsten Dinge, sie wieder lebendig zu machen, ist, ein Bildwörterbuch zu lesen. Das gibt es nicht nur für Fremdsprachen, sondern auch für Deine Sprache.
Und dann gehst Du in einen Spiele-Laden für Erwachsene und holst Dir Fragespiele. Lass Dich inspirieren und schau mal, was alles zum Vorschein kommt, wenn Du Dich darauf einlassen oder besser: frei lassen kannst.
Gib Deinem Hirn einen Kick.
Werde high ohne Drogen.
Kreativität ist in meinen Augen die genialste Lösung für die Freiheit.
Flieg hoch!
Willkommen in der Adlerperspektive.
Die Kreativität hat von mir verlangt an einem hundsgemeinen Dienstagabend einen Blog Eintrag zu schreiben. Ich hatte einfach gerade Lust dazu.