In der vergangenen Woche hatte ich es mit einigen wirklich mutigen Menschen zu tun. Es waren ganz unterschiedliche Formen von Mut und er führte zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Mal war es ein Gespräch, das lange herausgezögert und nun endlich gemacht wurde, mal eine radikale Entscheidung, die ins Ungewisse führte. Ein anderes Mal ein totaler Neuanfang, der viele Gefahren in sich birgt. Einmal ein Loslassen von Geliebtem. Einmal eine Unterschrift, die unter ein Dokument von grosser Tragweite gesetzt wurde.
Mut hatten alle Menschen gebraucht für diesen einen Schritt, denn es ist gewissermassen ein Schritt von einer Klippe – in den freien Fall. Und dann sah ich in einer Zeitung dieses Zitat:
Mut kommt vor dem Fall.

Ich war geradezu elektrisiert: Fallen wir, wenn wir mutig sind?
Ja, denn – Wir fallen in – die Freiheit. Wir fallen in die Loslösung. Wir fallen in das Unbegrenzte. Wir fallen in die neue Lebenssituation. Wir fallen in eine Herausforderung. Wir sprengen die Ketten!
Ein bisschen erinnert mich das an die Geschichte mit dem Elefant. Man spannte dem kleinen Elefant eine Kette um den Fuss und daran eine sehr grosse schwere Kugel. Der Elefant wächst, die Kette wird immer wieder angepasst, nicht aber die Kugel. Hunderte Male hat der kleine Elefant gegen die Kugel angekämpft, konnte aber nicht fliehen. Und dann ist er eines Tages ein riesiges, mächtiges Tier, das von einer sehr kleinen Kugel gehalten wird. Der Elefant hat alle Versuche aufgegeben und glaubt nun immer noch, dass sie ihn hält. Er bleibt in Gefangenschaft, auch wenn er jetzt in die Freiheit aufbrechen könnte.

Verhält es sich auch so mit uns, wenn wir keinen Mut finden für den nächsten Schritt? Dass wir vor lauter Angst, was dann – nach dem freien Fall – passieren könnte, diesen Schritt verweigern? Und: Warum sind wir so mutlos?
Es ist die Angst vor dem Scheitern, die uns hält. Die Angst vor dem, was dann als Nächstes kommt. Oder ob eben noch etwas kommt. Und was dann? Wir haben Angst vor dem Unbekannten und verpassen vor lauter Zögern das Leben, das sich uns vertrauensvoll und abenteuerlich anbietet.
Ich habe viel mit Menschen zu tun, die diesen entscheidenden Schritt nicht tun können oder wollen. Es ist quasi meine lebenslängliche Aufgabe, vor allem als Coach, aber auch privat: Den Menschen zu sagen:
Spring!
Tu es!
Tu es jetzt!
Und wie viel Lust ist in diesem Absprung! Wie viel Vertrauen! Wie viel Nervenkitzel und auch Freiheit!
Was kann denn schon passieren? Wir werden vielleicht im schlimmsten Fall durch eine harte Zeit gehen, Trennungsschmerz haben, uns unsicher fühlen, losgelöst sein, keinen Anker mehr spüren. Aber wir werden auch sehr intensiv die Komfortzone verlassen haben um Neuland zu erobern.
Kennst Du das noch, dieses Gefühl des Neulands? Die neue Klasse, in die wir als Kind kamen und noch nicht wussten welche Freunde wir haben würden. Der Umzug in eine fremde Umgebung. Der erste Tag im neuen Job. Das erste Date. Der erste Kuss. Die erste Reise, wenn du das Flugzeug verlässt und die Fremde riechst. Das erste Gespräch mit einer bedeutsamen Person. Der erste Augenblick, der eine ganze Anreihung an neuen Erfahrungen bringen würde.
Spürst Du diese herrliche Aufregung noch? Die Spannung? Das Herzklopfen?
Wenn Du an diese Situationen denkst: Spürst Du dann mehr freudige Erregung oder mehr Angst?
Wenn Du Dich auf die Lust aufs Neuland konzentrieren kannst dann hast Du der Angst etwas sehr Wirkungsvolles entgegen zu setzen. Es ist so einfach! Der Mut kommt dann ganz von alleine. Er wächst mit der Vorfreude, der Lust auf das Neue.
Wenn Dir der Mut fehlt dann musst Du die innere Quelle der Lust auf das Neue haben, die Dich wirkungsvoll überwältigt. Dann springst Du!
Hab Mut. Geh diesen einen Schritt!
Spring ab!
Du wirst fliegen!
Willkommen in der Adlerperspektive.
Diesen Blog widme ich Sabrina wegen ihrer Unterschrift, Daniela wegen dem beherzten Loslassen, Veronika für ihre Lust auf den Neuanfang, Katalin für ihr Gespräch. Nadia für den Mut den nächsten Schritt zu machen.
Und der mutigsten Frau von Allen: Nicolin für das radikale JA im freien Fall.