In der vergangenen Woche hatte ich eine wunderbare, gefährliche Frau im Coaching. Dass sie gefährlich ist, haben wir erst nach einigen Stunden intensiver Arbeit heraus gefunden. Warum denn das? Sie hatte drive, Feuer, Eigen-sinn, Eigen-artigkeit und extrem viel Lust am Leben. Und: Sie hatte radikale Entscheidungen getroffen, für deren Durchsetzung sie noch ein bisschen Schubkraft brauchte.
Die Geschichte ist exemplarisch: Die Coachee hatte viele Jahre, gar Jahrzehnte, ein angepasstes Leben geführt. Wirklich unglücklich war sie dabei nicht, das Leben war gut und es verlief vorhersehbar und in den so genannten „geregelten Bahnen“. Aber es hatte eben wenig Eigensinn und sie erledigte ihre Pflichten, war zufrieden, weil man das von ihr ungesagt verlangte.
Das ungelebte Leben schrie schon sehr laut, als sie den Verlust eines nahen Menschen verkraften musste. Aus dieser Krise heraus nahm sie sich die Freiheit, noch einmal ein ganz anderes Leben zu leben. Quasi eine Kehrtwende um 180 Grad. Mutig! Sie hat wirklich alles aufgegeben und verändert was ging.
Die Kraft und das glucksende Lachen, das daraus entstand, war noch verhalten, aber ich bemerkte es gleich in ihren Augenwinkeln, als ich sie sah.
Im Adlercoaching war sie zu noch mehr Wagnissen bereit. Sie stellte sich den eigenen Blockaden und sprang in riesigen Sätzen auf den Abgrund zu, um schliesslich kraftvoll ins eigene Leben zu fliegen.
Menschen, die sich nach einem Irrweg noch einmal zu einem neuen Leben entscheiden, machen mir Freude. Wie mutig und eigensinnig, wie radikal und freudvoll, das eigene Leben in beide Hände zu nehmen und zu sagen: So, jetzt stelle ich mich mal ans Ruder!
Warst Du in Deinem Leben auch schon einmal verirrt?
Wie lange bist Du dem falschen Weg gefolgt? Und vor allem: Warum?
Nicht, dass ich davon ganz frei wäre, derzeit korrigiere ich selbst einen fatalen Fehler, der mich tief in den Dschungel statt in die endlose wunderbare Himmelsweite führte. Ich muss schmunzeln, wenn ich das heute betrachte.
Irrwege sind nicht schlimm. Ihnen zu folgen auch nicht. Nur: Irgendwann darf man auch einmal aus einem Traum aufwachen und sagen: Das reicht jetzt, ich muss umkehren, den Weg zurück nehmen bis an den Moment, an dem ich falsch abgebogen bin. Und dann in die andere Richtung laufen. Da gibt es plötzlich Rückenwind und es treibt uns so schnell vorwärts, als hätte der Weg lange auf uns gewartet und müsste uns jetzt die vergangene Zeit wieder gut machen.
Wo bist Du einmal falsch abgebogen?
Und: Hast Du schon korrigierend eingegriffen oder folgst Du dem Weg, weil Du meinst, die Kraft nicht aufzubringen, da auszubrechen?
Oder suchst Du etwas und weisst nicht genau was? Und gehst halt so lange auf dem eingeschlagenen, auch irgendwie gemütlichen Weg weiter?
Es gibt einen wunderbaren Text von Carlos Castaneda, den ich hier zitieren möchte:
Der Weg mit Herz
Alles, was du tust, ist einer von tausend möglichen Wegen. Darum denke immer daran, dass ein Weg nur ein Weg ist. Wenn du spürst, dass du ihm nicht folgen solltest, dann setz ihn nicht fort, unter keinen Umständen. Um diese Klarheit zu erzielen musst du ein diszipliniertes bewusstes Leben führen. Nur dann wird dir stets bewusst sein, dass ein Weg nur ein Weg ist – und dass es keine Schande ist, weder für dich noch für andere – ihn zu verlassen, wenn dein Herz es befiehlt.
Deine Entscheidung, einen Weg zu verfolgen oder ihn zu verlassen, muss aber frei von Angst und Ehrgeiz sein. Ich warne dich. Prüfe jeden Weg genau und mit Sorgfalt. Erprobe ihn so oft, wie du es für notwendig hältst. Es gibt eine Frage, die nur ein sehr weiser Mensch stellt. Mein väterlicher Freund hat mir davon berichtet, als ich jung war; aber damals war mein Geist noch zu stürmisch, als das ich sie verstanden hätte. Jetzt verstehe ich sie. Ich werde dir sagen, wie sie lautet: Hat dieser Weg ein Herz?
Alle Wege sind gleich: Sie führen nirgendwo hin. Sie führen durch den Wald oder in den Wald hinein oder hinaus. In meinem Leben, darf ich wohl sagen, bin ich viele lange Wege gegangen, aber ich stehe nirgendwo. Die Frage meines väterlichen Freundes ergibt jetzt einen Sinn. Hat dieser Weg ein Herz?
Wenn er eins hat, dann ist der Weg gut, wenn nicht, ist er nutzlos. Beide Wege führen nirgendwohin aber einer hat ein Herz, der andere nicht. Der eine wird eine freudvolle Reise bringen, solange du ihm folgst, wirst du im Einklang leben. Auf dem anderen wirst du dein Leben verfluchen. Der eine macht dich stark, der andere schwächt dich.
Für mein Leben sehe ich eine andere Wahl: Ich reise nur auf Wegen, die ein Herz haben – auf jedem Weg, der ein Herz haben könnte. Diesen Weg wähle ich, und die einzige Herausforderung von Wert liegt darin, ihn in seiner vollen Länge zu Ende zu gehen. Dort also gehe ich und suche und suche, atemlos.
(Das Leben des Don Juan)
Wo ist Dein Weg? Gehst Du ihn schon?
Oder verleugnest Du ihn?
Oder traust Dich nicht, ihn zu gehen?
Wieder einmal möchte ich meine Adler Analogie aufnehmen: Wenn der Adler keinen Aufwind hat: Dann fliegt er nicht. Niemals käme er auf die Idee, in einen luft (thermik-) leeren Raum zu fliegen und seine Schwingenkraft mit Flattern zu verbrauchen. Er entscheidet immer wieder neu. Er lässt sich nicht verführen durch das, was sich aussen zeigt. Er folgt seinem inneren tiefen Wissen wer er ist, was er will, was er braucht. Und dann: Holt er es sich.
Wir können uns verirren. Und das tun wir hoffentlich alle einmal. Wichtig ist: Neu entscheiden: Dient dieser Weg mir? Entspricht er meinen Herzenswünschen? Will ich ihn weiter gehen? Gibt es einen, der mir mehr entspricht?
Überprüfe das doch diese Woche. Sind Deine Wege noch die, die Dich wirklich glücklich machen?
Wenn nicht: SPRING AB: Entscheide Dich neu. Du kannst das.
Willkommen in der Adlerperspektive.
Diesen Blog widme ich in grosser Freude und Anerkennung: Susanne und Kathalin.
