Vertrauen – das Geschenk der Mutigen

Wenn ein „Royal Eagle“ sich in die Lüfte begeben will, lässt er sich zunächst fallen. Als ich das erste Mal sah, wie sich ein Adler von einem Fels scheinbar passiv fallen liess, stockte mir der Atem. Es sah aus, als würde er abstürzen, er hatte die Flügel nur wenig geöffnet aber der Falkner lachte über meine Befürchtung. Ganz unten hatte die Adlerin einen Aufwind „gesehen“ und schon bald liess sie sich im Girlandenflug vom Wind nach oben treiben, mühelos, anstrengungslos, fast schon spielerisch. Die Thermiksäule hatte sie perfekt unter ihr Gefieder genommen.

Am Anfang aber stand dieses unerschütterliche Vertrauen auf Leben und Tod, dass der Adler sich fallen lässt aus hoher Höhe.

Mit diesem Vertrauen muss auch ein Coachee hier auf Jersey sich in seine eigene Transformation fallen lassen. Muss bereit sein alles zu verbrennen an Überzeugungen, Glaubenssätzen, Scham, Schuld, Gedankengebäuden, Illusionen, Ausflüchten, Ängsten und Ausreden. Nur wer den Mut aufbringt alles fallen zu lassen, alles loszulassen, kann zu neuem Denken und Handeln finden.

Zum Loslassen von Leid braucht es Mut, denn wir haben uns daran gewöhnt, es ist unser selbst gewähltes Zwangsjäckchen geworden, das uns in der Komfortzone hält. Nur, diese Komfortzone ist gar nicht bequem (auch das ist eine Illusion) sondern hält uns in der langweiligen Bequemlichkeit, der Opferrolle fest.

Dass die Coachees mir das Vertrauen schenken, sich auf diesen intensiven Coachingprozess einzulassen und tatsächlich mitzugehen über jeden Stock und Stein, in jede Herausforderung und jedes Tal durchschreiten, um endlich in ihrer wirklichen Wahrheit und unendlichen Kraft anzukommen, ist für mich immer ein riesiges Geschenk. Immer wieder stehe ich dann am letzten Tag sprachlos, wenn sie ihre Wahrheit von der Klippe schreien, wenn sie sich strecken und aufmachen in ihr neues, ihr eigentliches Leben.

Eine Meisterleistung ist es, das Vertrauen. Auch immer wieder für mich. Mein Vertrauen in meine berufliche Ausrichtung ist unerschütterlich, mein Vertrauen in meine Fähigkeiten wirklich stark.

Aber in privaten Belangen bin und bleibe ich doch mehrheitlich chaotisch, da staune ich manchmal mit welchem Übermut und welcher Kurzsichtigkeit ich voran gehe. Ich verzeihe mir das immer, aber bin auch belustigt über meine Vertrauensseligkeit, die mich oft veralbert hat. Und ich bin auch viel zu kapriziös, um behaupten zu können, dass ich mir privat selbst immer vertrauen würde. Die Kraft der Improvisation wird dann sehr oft gebraucht.

Wie stark ist unser Vertrauen in uns?

Wie stark in andere?

Und was macht Vertrauen mit Dir? Wenn Du es bekommst und wenn Du es verschenkst?

Wie dankbar bin ich über all das Vertrauen, das mir beruflich entgegen kommt. Das ist so edel und wunderbar und ich liebe es, wenn ich das spüre. Niemals würde ich damit leichtfertig umgehen. Vielleicht ist es sogar der Motor meines Tuns, dass ich das Vertrauen der Menschen, die zu mir kommen, ernst nehme, bewundere und spiegele.

Wer sich in einen Prozess begibt, der ihn vollständig wandeln kann und einfach mitgeht im Vertrauen, dass er am Ende erfolg-reich ist, der hat meinen Respekt und setzt meine besten Kräfte frei.

Wer sich von einer Klippe ins Leben stürzt im vollkommenen Vertrauen auf seine Kraft, der hat meine Bewunderung, meine Anerkennung, meine Freude.

Also einmal mehr ein Grund zum Jubeln.

Willkommen in der Adlerperspektive.

5 Gedanken zu “Vertrauen – das Geschenk der Mutigen

  1. Levent

    Vertrauen…ein schönes Thema!
    Gestern war eine Patientin in meiner Sprechstunde die einen Tumor, in der ihr verbliebenen linken Niere hatte. Die rechte Niere wurde ihr vor einigen Jahren aus demselben Grund entfernt. Diese Patientin wurde mir zugewiesen, damit ich ihren Tumor mit einer bestimmten Methode behandle.
    Ich hatte die Patientin einbestellt um Sie für den bevorstehenden Eingriff aufzuklären.
    Sie erschien mit ihrem Ehemann und ich habe mit dem Paar über den Ablauf, die Methode, das weitere Prozedere, über Risiken und Gefahren des Eingriffs gesprochen.
    Üblicherweise gebe ich meinen Patientinnen und Patienten immer Bedenkzeit, aber nicht das erste mal kam folgende Reaktion: „Wir müssen uns das nicht noch einmal überlegen- wir vertrauen Ihnen und Ihren Fähigkeiten und glauben daran, dass Sie das gut machen werden.“

    Einerseits ist es wie Maren schon sagt: ein sehr edles und schönes Geschenk zu wissen, dass Menschen bereit sind Ihr Leben in meine Hände zu legen.
    Das ist das Vertrauen das MIR von anderen Personen entgegen gebracht wird.

    Wie ist es aber mit dem Vertrauen in mich?
    Es ist nicht leicht, mit dem Druck der aus einem solchen Gespräch hervorgeht umzugehen.
    Was wenn ich diese Frau nicht heilen kann? wenn restliches Tumorgewebe zurück bleibt? wenn es zu einer Komplikation kommt?
    Damit diese Gedanken mein Handeln nicht negativ beeinflussen, muss ich in mich, meine Fähigkeiten und mein Können sehr grosses Vertrauen haben.
    Aber genau aus solchen Situationen wie in der Sprechstunde mit dem Ehepaar, schöpfe ich die Kraft und den Mut die es braucht, um derartige Eingriffe erfolgreich durchzuführen. Es gelingt mir aus dem Vertrauen das MIR entgegen gebracht wird, Vertrauen IN mich aufrechtzuerhalten.

    Im meinem Berufsleben spielen Vertrauen geben und Vertrauen entgegennehmen eine zentrale Rolle und beeinflussen mein Handeln! Und das sehr sehr positiv !
    Es erfüllt mein Berufsleben.

    Privat musste ich mich erst wie ein Adler von einer Klippe auf Jersey stürzen um Vertrauen nicht weiter zu missbrauchen sondern wieder aufzubauen. Das versuche ich täglich und merke wie es wächst. Und auch hier hilft mir dieses Wachstum, weiter Vertrauen zu schenken, denn auch das ist ein schönes Gefühl ! So schön, sich wie ein Adler im „Aufwind“ nach oben treiben zu lassen !

    Danke Maren für Deine Adlerperspektiven
    Levent

    Gefällt 1 Person

    1. Tanja

      Levent,

      es ist wunderschön, was du geschrieben hast!
      Und noch schöner, was du erlebt hast, und was du fühlst, und was du LEBST!
      Wunderschön!

      Danke euch beiden für die Adlerperspektiven 😉

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  2. Tanja

    „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, sagt man in Deutschland (und nicht nur).

    In meinem beruflichen Leben spielt die Kontrolle eine wichtige Rolle. Ich bin ein Controller. Wohl gemerkt, Controlling ist nicht gleich Kontrolle;-) Aber auch hier im Büro würden viele Sachen ohne Vertrauen nicht funktionieren. Man kann nicht ständig und alles in Frage stellen oder anzweifeln.

    Und privat…

    Vertrauen hat für mich was mit dem Glauben zu tun: der Glaube an jemanden anderen oder an mich selbst. Der Glaube, dass ich mich verlassen kann: auf jemanden anderen oder auf mich selbst. Und ja, es ist wie Du, Maren, sagst, es gehört Mut dazu. Viel Mut! Gerade dann, wenn dein Vertrauen mal oder auch öfters missbraucht wurde. Mut zu haben, wieder zu vertrauen. Und ich tue das, immer und immer wieder… Weil ich an das Gute in den Menschen glaube. Weil das Leben ohne Vertrauen kein richtiges Leben ist.

    Ein chinesischer Philosoph hat vor sehr-sehr langer Zeit gesagt: „Wer nicht genügend vertraut, wird kein Vertrauen finden.“
    Ich wollte nicht leben, ohne dass die Menschen mir vertrauen. Also vertraue ich…

    Willkommen in meiner Adlerperspektive

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