In der vergangenen Woche bin ich gerannt. Es war so richtig viel los. Hast Du auch schon gespürt wie plötzlich alles schneller geht? Wie das Jahr, immer und immer, wenn es zu Ende geht, sich unmerklich beschleunigt?
Jedes Jahr nehme ich mir vor, dass ich es nächstes Jahr anders machen werde. Dass ich meine Arbeit zurück nehmen möchte. Mir nicht mehr so viel vornehmen, was ich alles noch tun will. Keine endlosen To-do-Listen mehr. Vielleicht sogar mal Urlaub am Ende des Jahres? Einfach mal alles sein lassen?
Gestern gipfelte der Wahnsinn dann. Ich hatte das Auto voll geladen. Trug alles in die Praxis was ich brauchte. Na, erstmal den Hund rein und auf die Terrasse geschickt. Die Hände waren voll. Ich stellte schnell ab, rannte wieder raus, nahm nochmals zwei schwere Taschen und stand vor der zugefallenen Haustür. Der Hund auf der Terrasse weiss nicht wie man eine Tür öffnet und ich stand da, mit vollen Händen und der Panik, dass die Teilnehmer für meinen Workshop gleich kommen und ich noch alles vorbereiten muss. Wie gut, dass es unter der Terrasse ein stählernes Gitter gibt. Ich nahm mir ein Herz und kletterte hoch. Unnötig zu sagen, dass das verdammt unbequem und schwierig war. Ich hing quasi zwischen Himmel und Erde, als ich meinte, meine Hose ratschen zu hören. Oben stand mein Vierbeiner und starrte mich belustigt an (ich schwöre, Huskies können hämisch grinsen).
Schliesslich hangelte ich mich hoch, etwas desolat und derangiert. Hände waschen, ums Haus laufen, die Haustür offen fixieren, ausladen, vorbereiten. Irgendwann fing ich an zu grinsen und schliesslich lachte ichlaut auf, auf der Suche nach einer Ersatzhose in meinem Praxiszimmer. Es war einfach zu komisch gewesen. Ich bekam das Glucksen nur schwer unter Kontrolle. Solche Anekdoten können mich noch ewig amüsieren.
Aber was war geschehen? Ich hatte zu viel Gas gegeben. Die Übersicht (die Adlerperspektive) verloren. Hatte den Schlüssel in der Küche liegen gelassen. Diesmal war das Problem zu lösen. Aber was, wenn wir in unserer endlosen Hast die wichtigsten Dinge übersehen?
Bist Du noch achtsam?
Nimmst Du Deine Mitmenschen noch wahr?
Hast Du noch Zeit für ein freundliches Wort, einen etwas längeren Blick?
Kannst Du noch entspannt im Auto singen, während Du von A nach B fährst?
Hast Du auch noch Zeit für Ruhe?
Vor ein paar Jahren las ich einen Koan von einer Kundin:
Eile Eile! Ich muss mich beeilen!
Die Beine liegen auf dem Sofa.
Sie hatte inmitten der grössten Hatz eine Vollbremsung gemacht und einen Moment ausgeruht. Wie klug von ihr!
Beobachte Dich: Hetzt Du durch den Tag?
Kannst Du auch mal was weglassen?
Dich zurück lehnen und einen Punkt auf deiner endlos Liste weg löschen?
L a n g s a m k e i t.
Vielleicht kannst Du das tun: Wenn Du diesen Blog gelesen hast (Bravo. Dazu hast Du Zeit genommen) schliesse für ein paar wenige Minuten die Augen und beobachte Deinen Atem im Bauch. Dann mach einen Re-Start. Aber jetzt: Langsam. Bewusst. Konzentriert.
Und: Das Geniessen nicht vergessen.
Eine schöne Woche für Dich!
Willkommen in der Adlerperspektive.